Auf Kurzwelle um die Welt

Neben der Entwicklung, dem Aufbau und dem Unterhalt von und an Kommunikationseinrichtungen
aller Art ist auch die Kontaktpflege zu anderen Funkamateuren in der ganzen Welt ein wichtiges und
interessantes Betätigungsfeld des lizenzierten Funkamateurs, und es macht viel Spass sich mit  Gleichgesinnten über Landesgrenzen hinaus und quer durch die Gesellschaftsschichten auszutauschen. Funkamateure nutzen dazu seit Jahrzehnten die Kommunikation über Satelliten. Bei vielen OM’s (Old Man = männlicher Funkamateur) und YL’s (Young Lady = weibliche Funkamateurin) kommt aber erst recht Spannung auf, und es fängt an zu kribbeln, wenn für die weltweite Funkkommunikation natürliche Phänomene wie z.B. die Reflexion von Funksignalen an der Ionosphäre genutzt werden können. Die verschiedenen Schichten der Ionosphäre vermögen es zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten Funksignale unterschiedlicher Frequenzbereiche zur Erde zurück zu reflektieren. Diese Eigenschaft ist – abhängig von der Sonnenaktivität – mehr oder weniger ausgeprägt und durch die Reflexion unserer Funksignalen in unterschiedlichen Höhen können mehr oder weniger grosse Strecken überbrückt werden.

Mit Ausnahme der Sporadic-E Schicht, die im Idealfall Funkwellen bis zu einer Frequenz von 145MHz (VHF) zu reflektieren vermag, wird die Ausbreitung von Frequenzen im Kurzwellenbereich (3 – 30MHz) durch die Ionosphäre beeinflusst. Die Ausprägung der Bildung der einzelnen Schichten der Ionosphäre ist stark vom Sonnenfleckenzyklus abhängig, der einem 11 Jahre andauernden Rythmus unterliegt, wobei in den Phasen der geringen Sonnenfleckenzahlen insbesondere die Ausbreitung der höheren Kurzwellenbänder, d.h. ab 18MHz und darüber oftmals oder gar überwiegend auf die stark gedämpfte Bodenwelle beschränkt ist – die Ausnahme bildet hier das 10m-Band, das auch in Zeiten geringer Sonnenaktivität Kommunikation über die Sporadic-E Schicht ermöglicht, und so unabhängig von der Sonnenfleckenzahl in den Sommermonaten auch auf dem 10m-Band oftmals Verbindungen über Distanzen mit bis zu rund 2’300km mit sehr starken Signalen zustande kommen.

Die Seite DX-Propagation von DR2W gibt einen guten Anhaltspunkt darüber, zu welcher Tageszeit auf welcher Frequenz eine Verbindung in welche Region der Erde möglich ist bzw. wann die Wahrscheinlichkeit für das Zustandekommen einer Verbindung zwischen zwei Regionen am grössten ist. In unserer 2-teiligen Videoserie „Erfolgreich auf DX-Jagd – Das Grosse 1×1“ (siehe auf dieser Seite weiter unten) geben wir euch viele Tipps und Tricks aus der Praxis, wie ihr selber erfolgreich und mit viel Spass ins „DX-Geschäft“ auf der Kurzwelle einsteigen könnt.

In unserem Workshop Funkbetrieb in der Praxis gehen wir u.a. detailliert auf Ausbreitungsphänomene sowohl auf den Kurzwellenbändern als auch auf hohen Frequenzen im VHF, UHF und SHF-Bereich ein und lernen zu welcher Tageszeit wir auf welcher Frequenz mit welcher Region auf der Erde kommunizieren können und wie eine Amateurfunkverbindung in der Praxis abläuft.

Faszination Kurzwelle

Was löst es denn aus, das Kribbeln in uns Kurzwellenamateuren? Es ist ein ganz besonderes Gefühl das Mikrofon in die Hand zu nehmen und in den Äther zu rufen „CQ DX, CQ DX, this is HB9NBG calling and listening for any calls…“; wird mich jemand hören? Wer wird mir auf meinen CQ-Ruf (CQ=allgemeiner Anruf, DX=Long Distance) wohl antworten? Manchmal ist es ein befreundeter Funkamateur aus der Schweiz, der mir einen schönen Tag wünschen und sich nach dem Wetter in unserem QTH (=Standort) erkundigen will. Wie sind wohl die Ausbreitungsbedingungen heute? Wooow: Da meldet sich ein Englischer Funkamateur zurück, der mit seinem Auto auf der Autobahn rund um London unterwegs ist – er „funkt“ mit einer kleinen Antenne, die auf seinem Autodach installiert ist und erzählt mir, dass es in London aktuell giesst wie aus Kübeln, und dass deshalb der Verkehr rund um die Millionenmetropole arg ins Stocken geraten ist und er etwas Zeit für ein „Schwätzchen“ hat. ….drehen wir doch noch einmal übers Band und hören mal rein, ob wir noch jemanden hören, der etwas weiter von uns entfernt ist…. oooohhh, da ruft gerade VK3XXY aus der Nähe von Sydney – hier ist es Herbst, da ist es Frühling – mal sehen, ob er mich hört…? Unglaublich, aber wahr: Wir Funkamateure benötigen keine zusätzlichen Hilfsmittel um uns mit Gleichgesinnten rund um den Globus zu unterhalten – nur unser Funkgerät und unsere Antenne 🙂 Telefoniert hätten wir wohl kaum jemandem, den wir jetzt über Funk erreicht haben, und doch ergeben sich durch weltweite Kommunikation über Kurzwelle immer wieder Freundschaften mit Leuten aus allen Gesellschaftsschichten und aus verschiedenen Kulturen, die ein Leben lang halten – das ist die Faszination Kurzwelle 🙂 Carine (HB9FZC) und ich (HB9NBG) sind auch immer wieder gerne von unserer Funkanlage zu Hause QRV (=empfangs- und sendebereit) und kennen das Kribbeln der Kurzwellenkommunikation sehr gut; es macht viel Spass so mit anderen Funkamateuren rund um den Globus in Kontakt zu kommen und sich mit ihnen auszutauschen. Eine von hunderten solcher Funkverbindungen haben wir für euch in einem kurzen Video festgehalten: Es war ein Kontakt mit David, W3FOX. Er lebt in Maryland in den USA und gehört zu den unzähligen, begeisterten Kurzwellen-Amateuren rund um den Globus…


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Für die Kommunikation über Kurzwelle ist natürlich nicht zwingend eine derart umfangreiche Ausrüstung erforderlich, wie ihr sie in dem kurzen Video sehen könnt. Selbst mit unglaublich kleinem Aufwand an Geräten, Antennen und Leistung gelingen an einem guten Standort wie z.B. im SOTA-Betrieb in den Bergen mit etwas Glück grossartige Verbindungen über den grossen Teich nach USA, Canada oder in die Karibik – Verbindungen mit Funkamateuren in ganz Europa sind täglich möglich, und als SOTA-Funker hat man sehr schnell einen richtigen „Fan-Club“ an Funkamateuren, die es lieben mit jemandem in Kontakt zu treten, der sich in einem Berggebiet vielleicht über 3’000m oder gar 4’000m bewegt, wo nicht einmal Handyempfang besteht 🙂 Das folgende, kurze Video zeigt uns sehr begeistert bei der SOTA-Aktivierung der „Horntube“ im Berner Saanenland auf rund 2’000m Höhe, nachdem wir in ca. 2.5 Stunden von Schönried mit unseren Schneeschuhen auf den Gipfel aufgestiegen waren – unser Gesprächspartner war BoB, KD1CT in New Hampshire, USA…


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Die Jagd auf DX-Peditions – Funkkontakt zu dünn besiedelten Gebieten unserer Erde

Wie der Amateurfunk im Allgemeinen ist auch der Funkbetrieb, wie er sich auf den Kurzwellenbändern abspielt, sehr facettenreich; die Jagd auf sogenannte DX-Peditions gehört dabei zu den spannendsten On-Air-Tätigkeiten von „Kurzwellen-Amateuren“. Was es damit genau auf sich hat, und worin das Geheimnis des Erfolgs dabei liegt, das erläutern wir euch im Detail in unserem neuen 2-Teiler

Im ersten Teil gehen wir auf die Grundlagen der Wellenausbreitung im Kurzwellenbereich ein, wir erläutern euch mögliche Ausbreitungswege und zeigen euch verschiedene Tools, mit denen sich die aktuellen oder bevorstehenden Ausbreitungsbedingungen berechnen lassen:


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Im zweiten Teil gehen wir mit euch „auf die Bänder“. Wir zeigen euch wie ein moderner Transceiver in moderne Logbuchprogramme eingebunden wird, und wie sich mit einem einzigen Mausklick auch gleich euer Rotor steuern und sich die Antenne vollautomatisch auf euren QSO-Partner ausrichten lässt. Die erfolgreiche Jagd von zwei DX-Peditions – einmal in CW und einmal in SSB – runden das Video schliesslich ab:


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In den Videos wird u.a. das Arbeiten im SPLIT-Mode kurz angeschnitten. Ich (René, HB9NBG) kann mich gut daran erinnern, als ich vor Jahren zum ersten Mal von einem OM auf dem Band mit „SPLIT-SPLIT-SPLIT!!!!“ beschimpft wurde, als ich im Simplex-Mode auf den CQ-Ruf einer begehrten DX-Station geantwortet hatte SPLIT?? Ich denke das geht noch heute vielen Newcomern genau gleich. Zwar entscheidet die  Performance des eigenen Equipments grundsätzlich darüber, wie gross meine Erfolgschancen bei der Jagd auf begehrte DX-Stationen sind. Ebenso wichtig wie leistungsstarkes Equipment ist beim DX-Betrieb aber auch das eigene Operating. Um euch auch dafür einige wertvolle Tipps mit auf den Weg zu geben, haben wir vor wenigen Wochen auch ein Video lanciert, das euch sehr anschaulich erläutert, wie SPLIT genau funktioniert:


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Das Log – die Grundlage unserer DX-Aktivitäten

In unserer Videoreihe „DX-Basics – Erfolgreich auf DX-Jagd: Das Grosse 1×1“ (siehe weiter oben auf dieser Seite) erläutern wir euch u.a. wie wichtig es ist die eigenen On-Air-Aktivitäten in Form eines Logs festzuhalten, um Daten daraus z.B. für das Beantragen von Diplomen oder zum Erstellen von Statistiken daraus exportieren zu können. Auf dem Markt sind unterschiedlich umfangreiche Logbuchprogramme für verschiedene Computer-Betriebssysteme verfügbar. Carine und ich nutzen hier seit über 20 Jahren die Lösung von HAM OFFICE. Das Programm läuft unter Windows und bietet neben einfachem Logging u.a. die Einbindung eines DX-Clusters, eine CAT-Verbindung für den Datenaustausch zwischen Transceiver und Computer, die automatische Steuerung eines Rotors u.v.m. Besonders interessant sind auch die vielfältigen Export-Funktionen, über die sich z.B. geloggte QSOs des Tages automatisch per Mausklick auf Portale wie LotW oder ClubLog hochladen lassen – wir gehen auch auf diese Funktionen, sowie auch auf den Begriff „DX-Cluster“ in unserer oben genannten Videoreihe ein.

Mit HAM OFFICE könnt ihr euer komplettes Log oder Teile davon – ihr könnt die Ausgabe nach beliebigen Kenngrössen filtern – direkt in verschiedenen Dateiformaten exportieren. Das Format ADIF z.B. wird von vielen interessanten Tools genutzt, um daraus Statistiken aller Art zu erstellen – um die Performance des eigenen Setups besser beurteilen zu können, kann es beispielsweise hilfreich sein sich getätigte QSOs auf der Weltkarte anzeigen zu lassen.

Mit dem Log-Analyzer von DL4MFM funktioniert das sehr zuverlässig. Ihr ladet euer Logfile im ADIF- oder Cabrillo-Format hoch, und das Online-Tool zeichnet eure QSOs in der Weltkarte ein:

Beispiel einer Kartenausgabe unter Log-Analyzer von DL4MFM anhand des Logfiles der getätigten SOTA-QSOs auf 10m von HB9NBG in der ersten Februarhälfte 2024

 

Wenn euch das Logfile lediglich als .csv-Datei zur Verfügung steht – z.B. beim Download von der SOTA-Datenbank – müsst ihr das CSV-File zuerst in ein ADIF-File konvertieren – ON6ZQ stellt euch dafür auf seiner Seite den SOTA CSV to ADIF Converter zur Verfügung.

Wir haben festgestellt, dass sich wohl beim Hochladen der eigenen SOTA-Aktivierungen auf die SOTA-Datenbank hin und wieder Formatfehler einschleichen können, mit denen das CSV to ADIF-Tool nicht zurecht kommt; das äussert sich darin, dass nicht alle getätigten QSOs auf der Karte angezeigt werden. Sollte das bei euch der Fall sein, dann öffnet ihr das ADIF-File am besten im Editor unter Windows und überprüft, ob sich in den Zeilen eindeutig sichtbare Formfehler eingeschlichen haben. Bei uns waren z.B. einige der Calls der getätigten QSOs in Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt, mit denen der Log-Analyzer nichts anfangen konnte und deshalb nur die Verbindungen in der Karte eingezeichnet hat bis zu der Zeile, wo zum ersten Mal ein Rufzeichen in Anführungs- und Schlusszeichen aufgelistet war; z.B. «WB8BHN» statt WB8BHN. Ihr könnt diese Sonderzeichen im Editor ganz einfach entfernen und das File mit der Endung .adi (nicht .txt!) wieder abspeichern.

Ja, Amateurfunk hat viele Facetten – „Funken“ auf den Kurzwellenbändern ist dabei eine der spannendsten. Digitale Übertragungsarten haben natürlich auch im Amateurfunk längst Einzug gehalten und sind für sich selber äusserst vielfältig. Aber auch die konventionellen Analogen Modi wie die Morsetelegraphie und die Telephonie; d.h. der alt hergebrachte Sprechfunk werden rund um den Globus sehr engagiert betrieben. Wenn ihr schon im Besitz einer Amateurfunklizenz seid, dann hört doch auch mal rein in die Kurzwellenbänder in ihrer ganzen Spektrumsbreite und lauscht den Konversationen im Äther…. vielleicht packt sie euch auch bald: Die „Faszination Kurzwelle“ 🙂

Das „DX-Kribbeln“ live erleben – bei uns in HB9NBG+HB9FZCs Shack

Amateurfunk-Kommunikation über Kurzwelle ist wirklich etwas ganz Besonderes und sehr Spannendes. Wer gerne mal live erleben möchte, wie es sich anfühlt an dem VFO-Knopf eines modernen Amateurfunk-Transceivers (=Amateurfunkgerät) zu drehen und plötzlich eine fremde Stimme aus  dem Rauschen auftauchen zu hören und mit Leuten rund um den Globus in Kontakt zu treten, die man noch nie gesehen hat, der ist herzlich willkommen, sich Amateurfunk über Kurzwelle mal live bei uns in Grindel vorführen und sich selber vom berüchtigten HF-Virus infizieren zu lassen 🙂

…und nicht zu vergessen: 

  • Der Amateurfunk ist die allerletzte Kommunikations-Reserve im Falle von gravierender Zerstörung der Infrastruktur wie Leitungen und insbesondere der Stromversorgung.
  • Der Amateurfunk kann insbesondere der Bevölkerung helfen, wenn sie wegen fehlender Kommunikationsmittel in Not kommt oder entfernte Angehörige und Bekannte informieren sollte.

Mehr dazu erfahrt ihr in unserer Pressemitteilung Zuverlässige Kommunikation durch Amateurfunk auch im Katastrophenfall.