Morsen (CW)

Rundfunk, Handy und Satellitennavigation – all das wäre ohne die Entwicklung der Tele-Kommunikation nicht möglich. Miterfunden hat sie der Italiener Guglielmo Marconi. Am 2. Juni 1896 meldete er das Patent für die drahtlose Telegrafie an und schon 1901 gelang Marconi die erste Übermittlung von Morsezeichen über Funk von England über den Atlantik nach Kanada. So dürfen wir die Morsetelegraphie auch als die „Urform“ der Amateurfunkkommunikation bezeichnen, und der Mode „CW“ (Continous Wave) erlebt allen Unkenrufen zum trotz – zurecht – seit einigen Jahren ein regelrechtes Revival unter den Amateurfunkfreunden des urförmlichen HAM-Handwerks weltweit. Etwas mehr als 30 Jahre ist es nun her, seit ich (René, HB9NBG) meine HB9-Prüfung abgelegt habe. Da ich damals am Anfang meiner Berufslehre zum Audio-/Videoelektroniker gestanden war und unmittelbar nach Abschluss meiner Lehre unsere Firma Lutz-Electronics gegründet hatte, war das Erlernen von CW in den Hintergrund geraten. Allerdings hat CW in Amateurfunk-Kreisen bis heute nichts von seinem „Glanz“ verloren und wird auch heute noch von vielen OM’s und YL’s mit grossem Engagement betrieben. Sowohl alte Hasen als Newcomer setzen sich – auch wenn CW nicht mehr „Pflichtteil“ der Amateurfunkprüfung ist – das Erlernen der Betriebsart wieder vermehrt zum Ziel.

Wer meine YL Carine (HB9FZC) und mich kennt, der weiss, dass wir beide ganz einfach begeistert sind von Amateurfunk in all seinen Facetten und uns nicht nur beruflich in dem Bereich engagieren, sondern auch selber aktive Funkamateure mit vielfältigen Interessen sind. So hat Carine Anfang 2020 „in die Runde geworfen“, dass es doch jetzt auch an der Zeit sei für uns CW zu erlernen. Gesagt – getan, bzw. darüber gesprochen und mit Lernen begonnen…. 🙂

Wie starte ich mit CW?

Carine hatte sich Anfang 2020 mal bei einigen unserer geschätzten Kunden und Amateurfunkfreunden kundig gemacht, wie man denn das „Projekt CW“ am besten angehe. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bedanken für die unzähligen Feedbacks von euch allen und eure hilfreichen Tipps mit viiiiel Praxisbezug.

Zuerst Zeichen lesen lernen – nicht in Punkten und Strichen, sondern in „Melodien“

Die Tipps zum Start decken sich alle in einem Punkt: Zuerst sollte man alle Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen beherrschen und lesen können, bevor man überhaupt eine Taste anschliesst und sich im Geben übt.

Dabei solltet ihr auf keinen Fall versuchen euch die einzelnen Zeichen als Punkt-Strich-Kombination einzuprägen, sondern als „Melodie“. Es ist für euch hilfreich euch dabei die Punkte als „dit“ und die Striche als „dah“ zu merken; d.h. dass beispielsweise ein „A“, dessen Morsecode „.-“ lautet, als „di-dah“ gesprochen wird.

So klingt beispielsweise „Carine“ als gesprochenes CW.
Und so klingt „Carine“ on-air gemorst.

Man beginnt am besten mit isolierten Zeichen und übt sie, bis man sie auf Anhieb an ihrer „Melodie“ erkennt. Sitzen die einzelnen Zeichen, dann geht man auf einzelne Wörter über und schliesslich auf mehr oder weniger ausgedehnte Sätze. Es ist wichtig, dass ihr gleich von Beginn weg mit einer Geschwindigkeit übt, die es euch schon gar nicht erst erlaubt euch die Zeichen als Punkt-Strich-Kombinationen zu merken, sondern eben als „Melodie“. Unsere Empfehlung geht hier zu mindestens 18 WPM (Words per Minute), was einer Geschwindigkeit von 90 Zeichen pro Minute entspricht.

Wir haben Hinweise auf verschiedene Programme und Online-Portale erhalten. Carine und ich haben für uns das Online-Portal LCWO als optimalen Einstieg entdeckt. Da es sich um ein Online-Portal handelt, kann damit – Betriebssystem-unabhängig –  sowohl auf dem Heim-PC, als auch auf einem Tablet oder auf dem Smartphone geübt werden. Das Portal arbeitet mit der sogenannten KOCH-Methode; das bedeutet, dass bereits zum Start mit einer Geschwindigkeit von rund 90 Zeichen pro Minute gelernt wird, um eben die „Melodie“ eines Zeichens in den Kopf zu kriegen und nicht Punkte und Striche zu zählen.

Ihr habt in den verschiedenen Lern- und Übungsprogrammen die Möglichkeit die Dauer der Abstände zwischen den einzelnen Zeichen individuell einzustellen – man nennt die Einstellung das „Farnsworth-timing“. Es erlaubt euch die Wiedergabe von Wörtern in einer höheren Zeichengeschwindigkeit aber mit etwas mehr Zeitabstand zwischen den einzelnen Zeichen. Ihr werdet später „auf dem Band“ merken, dass diese Pausen zwischen den einzelnen Zeichen wesentlich dazu beitragen, dass man seinen QSO-Partner „versteht“ oder eben nicht; so nutzt es aus unserer Erfahrung nicht wirklich etwas, wenn euer QSO-Partner eurer Aufforderung „QRS“ (bitte Speed verringern) nachkommt, wenn er auch in der langsameren Tastgeschwindigkeit nicht auf Pausen zwischen den Zeichen und Wörtern achtet – es wird für euch alles zu „nicht entschlüsselbarem Brei“. Achtet deshalb auch bei euren CW-Aussendungen auf diesen wichtigen Punkt!

Wie läuft ein QSO in CW ab?

Zu Beginn geht es darum die Morsezeichen zu verstehen – unabhängig vom Einsatzzweck on-air. Seid ihr da mal sattelfest, dann wird sich bei euch beim Drehen übers Band allerdings erstmal Ernüchterung einstellen, und ihr werdet das Gefühl haben noch nicht wirklich einen Schritt vorwärts gemacht zu haben – das sollte euch nicht beunruhigen, denn es ist ganz normal! Im praktischen Funkbetrieb auf den Bändern arbeitet man i.d.R. mit speziellen Abkürzungen. Ein sogenanntes Standard-QSO folgt weitgehend einem Standard-Syntax und beinhaltet grundsätzlich immer dieselben Teile. Relativ rasch prägen sich so im praktischen Morsebetrieb die Standard-Abkürzungen als Melodien ein, und man kann sich beim Hören auf die QSO-Teile konzentrieren, die in jedem QSO anders sind; z.B. der Name und das QTH des Partners oder seine Ausrüstung, die aus „RIG“ (Transceiver), dessen PWR (Leistung) und aus der ANT (Antenne) besteht. Weitere Teile eines etwas ausgedehnteren Standard-QSOs sind das WX (Wetter), das mit „cloudy“, „clear“, „Sunny“ oder „rainy“ – manchmal auch mit „overcast“ – beschrieben wird gefolgt von der „TEMP“ in „C“ für Celsius oder in „F“ für Farenheit.

Ganz herzlichen Dank an der Stelle an Maik HB9HDC, der für uns zu Beginn unserer eigenen CW-Karriere ein kleines Dokument mit dem Aufbau eines Standard-QSOs und eines etwas kürzer gehaltenen SOTA-QSOs kreiert hat 🙂

Eine Übersicht über die gebräuchlichsten CW-Abkürzungen und viele detaillierte Informationen findet ihr im Morse-Guide von HB9BXE

Es gibt sehr viele Apps und Lernprogramme, die angehende CW-isten dabei unterstützen Morsen zu lernen. Bei all den vielen Angeboten in dem Bereich muss man sich einfach darüber im Klaren sein, dass man CW trotz allem selber lernen muss – kein Programm und keine App kann euch das Lernen abnehmen. Es gibt allerdings einige Lernhilfen, die sehr praxisbezogen sind und euch eine echte Unterstützung bieten – darunter z.B. die vielseitigen Morse-Trainings-Sessions auf dem YouTube-Kanal von Kurt Zoglmann. Hier ein typisches Beispiel :


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Die einzelnen Lektionen sind zwar als YouTube-Videos deklariert – in der Praxis sind es aber lediglich Audios, die euch dabei unterstützen CW vom einzelnen Zeichen bis hin zu kompletten QSOs in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu trainieren. Klickt mal rein; Carine hat sehr intensiv mit diesen Videos trainiert 🙂

Wie lerne ich zu selber Morsezeichen zu geben?

Ihr habt alle Zeichen hörenderweise im Griff – Zeit sich auch einmal im Geben zu üben. Während man vor 30 Jahren, als ich die Amateurfunkprüfung gemacht hatte, vorwiegend mit Handtasten – auch „Klopfer“ oder „Straight Key“ genannt – gegeben hatte, arbeitet man heute fast ausschliesslich mit sogenannten Morsepaddles. Ein Morsepaddle hat i.d.R. zwei Paddles – eines rechts und eines links – und man drückt sie nicht nach unten, sondern nach innen. Wenn ihr eines der Paddle drückt, dann wird einer der beiden Kontakte geschlossen, und euer Transceiver gibt entsprechend eurer individuellen Konfiguration einen Strich oder einen Punkt aus. Es spielt dabei keine Rolle, wie lange ihr das Paddle drückt; d.h. ihr müsst nicht kurz drücken für einen Punkt und lang für einen Strich – die „Keyer-Funktion“ in eurem Transceiver wiederholt die Punkte bzw. die Striche solange ihr das entsprechende Paddle gedrückt haltet in dem Tastverhältnis, wie ihr es im Transceiver konfiguriert habt.

Es gibt erfahrene Morse-Lehrer, die ihren Schülern dazu raten das Geben zuerst mit einer Handtaste zu üben – ihr Argument dafür ist die Tatsache, dass unser Hirn ein Zeichen mit der entsprechenden Handbewegung verknüpfen soll. Für Carine und mich hinkt diese Argumentation allerdings, weil ich ja dann aber im „echten“ Betrieb ein Paddle verwenden werde, und die Bewegungen zum Generieren eines Zeichens damit ganz andere sind als die mit einer Handtaste. Wir empfehlen euch deshalb gleich von Beginn weg ein modernes Paddle zu verwenden.

Gleich sofort on-air zu gehen ist nicht wirklich eine gute Idee – aus eigener Erfahrung würdet ihr gleich „überfahren“, und das ganze könnte eher in einem Schock ausarten 😉 Eine bewährte Methode die eigenen „Geber-Fertigkeiten“ zu trainieren oder auch sie laufend zu verbessern ist das Üben mit dem MORSERINO von Willi, OE1WKL. Das kleine Gerät arbeitet völlig autonom und bietet euch vielfältige Lern-Modi. Wir führen den MORSERINO als Bausatz in unserem Lager-Sortiment. Der Aufbau des Gerätchens ist einfach: Die SMD-Bauteile sind bereits vorbestückt – lediglich der Drehschalter und der Drucktaster, sowie einige Buchsen, die beiden Buchsenleisten zum Aufstecken des Display-Moduls, ein Schiebeschalter und der Lautsprecher müssen aufgelötet werden. In unserem Paket ist auch der passende Akku enthalten, der sich dank seiner kompakten Abmessungen unter dem Display „versorgen“ lässt.

Folgende Dokumente zum Download helfen euch beim Aufbau des Bausatzes und bei der Bedienung des MORSERINO:

MORSERINO-32  |  Bausatz Morsetrainer von OE1WKL, inkl. LiFePo-Akku (neuste Version 2021)  |  CHF 129.90

Der Bausatz „Morserino“ ist in der neuen Version 2021 ab Lager bei uns verfügbar – eure Bestellung nehmen wir gerne entgegen per Mail an info@lutz-electronics.ch .


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Carines Morse-Glückskalender

Praktische Tipps für Off-air-Training

Ich kann mich gut an meinen Einstieg in die Morsetelegraphie erinnern: Da war z.B. mal ein Arztbesuch, wo ich mit dem Laborblatt in der Hand auf die Blutabnahme gewartet hatte. Um mir die Wartezeit zu verkürzen hatte ich einfach den ganzen Text von dem Blatt leise mit „di-dah…“ vor mich hingemorst. In der Art kann man ja fast in jeder Situation den ganzen langen Tag CW trainieren 🙂 Carine macht das z.B. mit kurzen Texten auf einem kleinen Glückskalender, den sie mal von meiner Schwester zum Geburtstag bekommen hatte; sie gibt das Sprüchlein des Tages mit dem Morserino und zeichnet das Audio dabei mit ihrem Smartphone auf. Am nächsten Tag hört sie sich das Audio an und versucht den Text wieder zu verstehen. Über die Monate kommen da unzählige Audio-Files zusammen, und die Random-Wiedergabe hat einen ungeheuren Lerneffekt 🙂

 


Ich gehe zum ersten Mal auf Sendung

Irgendwann kommt der Punkt – bzw. dieser Punkt kommt auf dem Weg zum CW-Operator immer wieder – an dem ihr das Gefühl haben werdet, dass es nicht mehr vorwärts geht, das ihr keine Fortschritte mehr macht. Es braucht eine Motivationsspritze!

Das ist der Zeitpunkt mal selber auf Sendung zu gehen. Für eure ersten CW-QSOs hört ihr am besten mal in die Bänder rein und verfolgt einen CQ-Rufenden durch eines oder mehrere QSOs. So habt ihr Gelegenheit schon mal Namen und QTH des OMs bzw. der YL aufzuschreiben und euch ein wenig mit der Struktur vertraut zu machen, in der das QSO abläuft – ihr  geratet so im QSO selber weniger in den Stress. Es ist soweit: Der OM bzw. die YL gibt „CQCQ de …. PSE K“ und ihr antwortet ganz einfach mit eurem Rufzeichen. Wenn euer Gegenüber euer Rufzeichen bestätigt, dann versucht ihr ganz einfach dem Schema eines einfachen QSOs, so wie es HB9HDC in seiner Kurzanleitung (siehe weiter oben) beschreibt, zu folgen. Grundsätzlich bestimmt der CQ-Rufende, wie ausgedehnt er ein CW-QSO führen möchte – für den Anfang ist der Austausch von Rufzeichen, Rapporten, Namen und QTH und eine ordentliche Verabschiedung sicher eine gute Sache. Ich bin vor ein paar Wochen zufällig auf den CQ-Ruf von Amanda, KY4GS gestossen; die YL aus den USA hatte ein ausgezeichnetes Operating wie aus der Anleitung von HB9HDC 🙂 Ich hatte mir nach dem QSO die QRZ-Seite von Amanda angeschaut und habe dabei gesehen, dass sie eine begnadete CW-istin zu sein scheint. Auf ihrer Seite gibt Amanda auch ein paar wirklich gute Praxistipps, die wir euch nicht vorenthalten möchten – siehe Text links!

Also nichts wie los und ab auf die Bänder!

Warum geht CW weiter als SSB?

CW-Signale haben eine Bandbreite von ca. 100Hz (Faustregel – abhängig von der Tastgeschwindigkeit) und sind somit 30 mal schmaler als ein ausgewogenes SSB-Signal. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass ihr eure Sendeleistung von z.B. 100W mit einem rund 30 mal schmaleren Signal in den Äther schickt als bei SSB. Wenn wir das 30 mal breitere SSB-Signal in 30 gleich starke Träger mit 100Hz Bandbreite aufteilen, dann ergibt sich ein Signalpegel, der pro Träger 30 mal kleiner ist, als wenn wir die ganzen 100W in ein einziges, 100Hz schmales Signal „drücken“ – Fazit: Mit CW benötigt ihr gerade mal 3.3W Sendeleistung, um beim QSO-Partner ein gleich lautes Signal zu erzeugen wie mit 100W in SSB.

CW an der Heimstation

Durch die deutlich höhere Effizienz von CW gegenüber Voice-Modi wie SSB habt ihr ganz einfach bessere Karten im „DX-Geschäft“, wenn ihr in Morsetelegraphie unterwegs seid. Ich selber (René, HB9NBG) bin seit über 30 Jahren QRV und konnte in SSB dank leistungsfähigem Equipment vieles arbeiten. Aufgrund unserer Lage unmittelbar am Nordhang des Juras sind DX-QSOs Richtung Süden aber in SSB glattweg nicht möglich, während mir CW in nur 2 Jahren rund ein Dutzend neuer DXCC alleine aus Afrika ins Log gespült hat 🙂 . Auch mit 100W habt ihr in CW gute Karten DX-Verbindungen rund um den Globus herzustellen – eine Endstufe gibt euch einfach bessere Chancen in einem Pile-Up auf eine sehr seltene Station mitzumischen. Weitaus wichtiger als die Sendeleistung ist im CW-Betrieb eine möglichst hoch aufgelöste Spektrums- und Wasserfallanzeige, wie sie z.B. der K4 von ELECRAFT bietet; intuitiv zu bedienende Features geben euch die Möglichkeit das Signalspektrum nach Belieben aufzuzoomen, damit ihr z.B. im SPLIT-Betrieb auch Signale in einem gewaltigen Pile-Up sehr scharf und gut sichtbar auftrennen könnt. Viele moderne Transceiver bieten auch integrierte CW-Decoder, die euch das empfangene Signal mehr oder weniger in Echtzeit in Klartext auf ihrem Display anzeigen; wir raten euch ganz entschieden davon ab solche Funktionen zu benutzen! Warum? Auch ein noch so schneller Decoder ist nicht so schnell wie euer Gehör – der Text auf dem Display „hinkt“ so immer dem Gehörten hinterher, und euer Gehirn schaltet sehr rasch ganz einfach auf Lesen statt auf Hören und selber Entschlüsseln. Also Finger weg von CW-Decodern! CW wird unterschiedlich praktiziert; sehr beliebt ist die Morsetelegraphie ganz besonders bei DX-Peditions – man tauscht hier nur die Rufzeichen aus und gibt sich gegenseitig immer 599 (RST-Rapport), und die DX-Pedition gibt euch zur Bestätigung, dass sie euch geloggt hat, zum Abschluss „TU“ (Thank you). Ihr findet aber auch viele CW-isten/innen, die schöne Standard-QSOs oder sogar Klartext-QSOs fahren; grundsätzlich hat der CQ-Rufende immer die Fäden in der Hand; d.h. er bzw. sie bestimmt, wie ausgedehnt er sein CW-QSO gestalten möchte – ruft ihr selber CQ, dann führt ihr Regie 🙂 Bei uns ist es so, dass Carine, HB9FZC eher die Freundin gepflegter CW-Konversation ist, während ich CW zu Hause in erster Linie dafür nutze meinen DXCC-Stand zu erweitern 🙂

CW ist noch heute eine der beliebtesten Übertragungsarten im Amateurfunk. Das Morsen ist echtes „HAM-Handwerk“ und kann mit einfachsten Mitteln und ohne Computer betrieben werden. Fast täglich finden Morse-Aktivitäten auf den Bändern statt, die euch die Möglichkeit bieten CW in all seinen Ausprägungen auszuüben – Carine ist bei ihren eigenen Aktivitäten zufällig auf einige gestossen, die wir euch empfehlen können:

Beim Arbeiten von DX-Peditions solltet ihr immer beachten, das im SPLIT-Mode gearbeitet wird; d.h. NIE auf der Sendefrequenz der DX-Pedition antworten! Auf unserer Seite Auf Kurzwelle um die Welt findet ihr viele wertvolle Hinweise inkl. unserer 2-teiligen Videoreihe zum Thema, die euch den Einstieg ins „DX-Geschäft“ in CW erleichtern.

CW im Portabel-Betrieb

Im Portabel-Betrieb ist CW besonders attraktiv; mit minimalstem Hardware-Aufwand gelingen QSOs rund um den Globus. Seit Carine und ich auf unseren SOTA-Aktivierungen neben dem KX2 auch den KH1 im Rucksack haben, aktivieren wir viele Gipfel ausschliesslich in CW. Aus unserer Sicht bietet SOTA den geradezu idealen Einstieg dafür; die QSOs bestehen nicht nur aus «599», aber der Syntax mit dem Austausch von Rufzeichen und der Gipfel-Referenz und mit einer persönlichen Begrüssung beim Namen in jedem QSO ist überschaubar und verhilft dem SOTA-Aktivator relativ bald zu on-air-Erfolgen – das motiviert ungemein dran zu bleiben. Der SOTA-Aktivator bestimmt in einem gewissen Masse selber, wie er sein «on-summit-CW-Training» gestaltet; zu Beginn antwortet er vielleicht bloss auf die Anrufe anderer Aktivatoren, und beim ersten eigenen SOTA-Spot wählt er 17m oder 20m, wo’s nicht ganz so stressig zu und her geht. Ist man schon ein wenig sattelfest, dann ist ein Spot auf 40m ideal, um auch mal ein wenig «Contest-style-CW» zu schnuppern, denn hier geht’s dann meistens schon in einem echten Pile-Up an die Sache ran 🙂 Mit dem KH1 hat ELECRAFT einen CW-Transceiver im Taschenformat lanciert; Wayne N6KR, der Entwickler des einzigartigen „CW-Handys“, hatte dabei die Idee im Kopf dem CW-Freund ein Gerät in die Hand zu geben, das Morsen nun wirklich überall ermöglicht – wir haben selber sogar schon viele QSOs von Indoor mit ganz Europa gefahren.

Aufgrund der hohen Effizienz von CW-Signalen bieten auch Portable Aktivitäten aller Art sehr attraktive Voraussetzungen in CW QRV zu sein. Auch in dem Bereich möchten wir einige davon für euch herausstreichen, die wir selber praktizieren:

HTC – Helvetia Telegraphy Club 

Der Helvetia Telegraphy Club (HTC) versteht sich als Gemeinschaft zur Wahrung der speziellen Interessen der Telegrafie. Durch das Betreiben einer Clubstation  (Rufzeichen HB9HTC und HB9HC), durch Morse-Übungssendungen, Kurse zum Erlernen der Morsetelegrafie, Abgabe eines Diploms bei bestandener Prüfung in Morsetelegrafie, Teilnahme an CW-Contests und durch praktische Hilfe unter den Mitgliedern wird versucht, das Vereinsziel umzusetzen.

Der HTC fördert innerhalb der Betriebsart Telegrafie auch QRP – darunter fällt auch jede Art von kleinen Selbstbauprojekten. Durch Erfahrungsaustausch und Veranstaltungen sowie gegenseitige Hilfe unter den Mitgliedern will der HTC das Interesse am Selbstbau von Geräten – als Privileg des Funkamateurs – wecken und unterstützen.

Morsen lernt man nicht in 3 Monaten. Es braucht viel Ausdauer bis man die „Sprache“ CW zumindest so beherrscht, dass man sich damit im Äther verständigen kann, und es braucht lebenslanges Üben die eigenen Fertigkeiten laufend zu verbessern. Unsere Tipps hier auf dieser Seite sind allesamt aus eigenen Erfahrungen im „Selbststudium“ entstanden. Sehr motivierend lernt man sicher als „HAM-Paar“; man pusht sich gegenseitig, und es macht unglaublich viel Spass z.B. gemeinsam SOTA-Aktivierungen in CW durchzuführen. Nicht jeder ist in der Lage diesen Effort in Eigenregie zu stämmen. Kurse wie der Morsekurs von HB9LU bieten euch allenfalls einen guten Einstieg, und mit HB9BXE habt ihr einen Lehrer, der sein Handwerk versteht 🙂

„Verschiebe nicht auf morgen, was Du heute kannst besorgen!“ Lasst doch WSJT-X mal WSJT-X sein, und investiert eure kostbare HAM-Zeit lieber in das älteste aller HAM-Handwerke: CW! Ihr werdet es nicht bereuen und euer Hobby von einer ganz neuen Seite kennen lernen 🙂 CW hat das HAM-Leben von Carine und mir echt bereichert, und wir können jedem Funkamateur nur empfehlen lieber heute als morgen damit anzufangen. Klar, CW lernst Du nicht in 3 Monaten! Aber es lohnt sich durchzubeissen und dran zu bleiben – Geräte wie der KH1 von ELECRAFT bietet den perfekten Einstieg dafür, wie er niederschwelliger nicht sein könnte 🙂 

Kleines, aber feines Sortiment an CW-Tasten bei Lutz-Electronics

Jeder Telegraphist hat in Punkto Morsetaste seine ganz persönlichen Vorlieben; Carine z.B. arbeitet sowohl m SOTA-Betrieb mit dem KX2 als auch sogar zu Hause am K4 fast ausschliesslich mit der kleinen TP-III von BaMaKey, die sie mit ihrer linken Hand hält und mit Rechts tastet, während ich zu Hause die etwas grössere und schwerere TP-II bevorzuge. Ich denke in keinem anderen Amateurfunk-Bereich gibt es derart viele – meist Nischen- – Hersteller wie bei den Morsetasten und -Paddles.  Mit unserem eigenen kleinen Angebot an Morsetasten bieten wir euch einige wenige, grundsätzlich unterschiedliche Tasten, mit denen wir selber auch QRV sind.

Jetzt bleibt es uns euch viel Ausdauer und Motivation bei eurem Einstieg in die Morsetelegraphie zu wünschen und Good DX on-air mit CW …

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