Kennt ihr APRS?

Mit dem VX-8 hatte YAESU um 2005 erstmals ein Handfunkgerät mit APRS-Funktionalität auf den Markt gebracht. APRS steht für „Automatic Packet Reporting System“ und dient der Übertragung von Daten verschiedener Art wie Positionsdaten, Wetterdaten, kurze Textmitteilungen oder Telemetrie per Funk. Die Verwendung einer einzigen Frequenz pro ITU Region und somit die Versorgung aller Regionen mit lediglich 3 unterschiedlichen APRS-Frequenzen macht das Handling sehr einfach; in Europa wird für die Übertragung von APRS-Signalen die Frequenz 144.800 MHz benutzt, und die Daten werden mit einer Bitrate von 1200 Bit/s ausgesendet.

Zugegeben; die Übertragungsrate von 1200 Bit/s zaubert auch mir heute ein Lächeln aufs Gesicht 😉 Betrachtet man sie ganz nüchtern und losgelöst von den Möglichkeiten von APRS, scheint eine derart langsame Datenübertragung heute nutzlos und ein solches System überholt zu sein. Ruft man sich dann aber in Erinnerung, dass auch moderne Handfunkgeräte von heute wie z.B. das FT-5D von YAESU noch immer mit APRS ausgestattet sind, dann kommt man womöglich ins Grübeln und sucht nach Gründen dafür.

Einfaches Handling durch die Nutzung derselben Frequenz in ganz Europa

Wusstet ihr, dass euer Handfunkgerät – falls es mit APRS ausgestattet ist – bei entsprechender Konfiguration sogenannte „Beacons“ absetzt? Wenn wir z.B. ein neues FT-5D für einen Kunden konfigurieren, dann wird dieses Beaconing so eingestellt, dass das Handfunkgerät in regelmässigen Abständen von 5 Minuten auf der Frequenz 144.800 MHz euren persönlichen Text in den Äther schickt – er lautet z.B. bei meinem eigenen Gerät „OM Rene mit YL Carine HB9FZC auf Wandertour. QRV in FM/C4FM“.

Diese Aussendungen richten sich nicht an einen speziellen Empfänger, sondern sie werden ganz einfach von allen „Stationen“, deren RX-Frequenz auf 144.800 steht und die APRS-Pakete decodieren können, empfangen. Falls solche Aussendungen auch ein sogenanntes I-Gate (eine reine Empfangsstation mit Anbindung ans Internet) erreichen, gelangen sie zum Server von aprs.fi, und die aktuelle Position, sowie der Beacon-Text wird auf einer Open-Source-Karte angezeigt. Durch entsprechende Filtereinstellungen auf der Website, kann so z.B. ein Track dargestellt werden, der ein OM oder eine YL mit ihrem APRS-tauglichen Funkgerät zurückgelegt hat – auf dem Kartenausschnitt sehr ihr als Beispiel die Wanderroute von Carine und mir vom 15.Januar, wo wir auf dem Col de Forclaz gestartet sind und den SOTA-Gipfel Mont de l’Arpille, HB/VS-112 bestiegen haben. Fahre ich in der Karte mit meiner Maus auf das Symbol von HB9NBG-12, dann wird mir übrigens angezeigt, welches I-Gate meine Daten weitergeleitet hat zu aprs.fi – hier im Beispiel ist es die APRS-Station von HB9PS in Martigny.

APRS funktioniert auch unabhängig von der Internet-Anbindung

Ein klassisches I-Gate empfängt Pakete bloss und leitet die Daten ins Internet weiter. Auf einer Bergtour kann die Funktion u.U. sehr hilfreich sein; z.B. bei einem Unfall, wenn kein Handynetz zur Verfügung steht und wir mit unserem Smartphone keinen Hilferuf absetzen können – man kann auf der Online-Karte sehen, von welchem Standort aprs.fi unsere „Beacon“ zuletzt empfangen hat. Was aber, wenn kein I-Gate oder „Digipeater“ (einfach gesagt ein APRS-Repeater, das empfangene Pakete wie ein Papagei unmittelbar wieder auf 144.800 aussendet) unsere APRS-Pakete empfangen konnte? Genau da kommt eine Funktion von APRS-fähigen Handfunkgeräten zum Tragen, die viele OMs und YLs gar nicht kennen: Auch euer APRS-fähiges Funkgerät empfängt nämlich die APRS-Pakete, und weil die gesamte Traffic von APRS auf derselben Frequenz stattfindet, unterscheidet ein Handfunkgerät auch nicht, ob es APRS-Daten direkt von einem anderen APRS-Handfunkgerät empfängt, oder ob das Paket zuerst einen „Umweg“ über einen Digipeater gemacht hat.

Das Bild zeigt anhand eines Beispiels, wie die Beacon von Kari, HB9EVZ von meinem YAESU-Handy angezeigt wird – ob mein Handfunkgerät dabei das APRS-Paket direkt oder von einem Digipeater empfangen hat, das macht für die Anzeige der aktuellen Position und des Status-Texts (Beacon) keinen Unterschied. So stehen APRS-Positionsdaten z.B. eines verunfallten Funkamateurs zumindest im Umkreis von einigen Kilometern auch dann zur Verfügung, wenn sich kein I-Gate oder Digipeater in Reichweite befindet.

APRS als hilfreiche Spotting-Alternative für SOTA-Aktivatoren

APRS-fähige Handfunkgeräte bieten zusätzlich zu den Ortungsfunktionen ein Messaging-Tool. Ich muss mir die Funktion vorstellen wie früher das Versenden und Empfangen von herkömmlichen SMS auf Mobiltelefonen. Auch solche APRS-Messages können direkt von Handfunkgerät zu Handfunkgerät geschickt werden – falls die beiden Geräte in direkten Funkkontakt treten können – oder sie werden von Digipeatern „ge-forwarded“ und erreichen so den Empfänger auch, wenn einer der beiden Funkamateure die Message in Genf abschickt und der andere sie in Basel empfängt. Ein Quittierungssystem kennt APRS grundsätzlich nicht, aber APRS-fähige Geräte senden eine Message i.d.R. insgesamt 4 Mal kurz hintereinander auf die Reise in der Hoffnung, dass eines der Pakete beim Empfänger ankommt. Um solche Kurznachrichten an einen Freund oder eine Freundin zu verschicken, ist APRS ein lustiges Feature, das ihr mal ausprobieren solltet 🙂

Für SOTA-Aktivatoren kann APRS allerdings ein wirklich wertvolles Feature sein. Das sogenannte „Spotting“ meiner Aktivität ist schon fast die Grundvoraussetzung dafür, dass ich eine SOTA-Aktivierung innert nützlicher Frist über die Bühne bringe. Solche „Spots“ werden heute i.d.R. über entsprechende SOTA-Apps direkt vom Gipfel übers Smartphone ins Internet geschickt und erscheinen so innert weniger Sekunden auf SOTAwatch. Lese ich allerdings bei der Aktivierung auf meinem Smartphone „Kein Netz“, dann funktioniert natürlich auch diese Art von Spotting nicht. Wir wären ja alle nicht Funkamateure, wenn nicht irgend ein findiger Kopf unter uns schon Alternativen zu dem Spotting über eine App z.B. mit Spotten über eine FT8-Aussendung lanciert hätte. Die Funktion heisst SOTAmat. Zwar wird dafür keine Internetverbindung benötigt, aber damit der Spot dann auf dem Gipfel funktioniert, sind ein paar Vorbereitung im Vorfeld der Aktivierung zu Hause zu treffen – siehe detaillierte Infos dazu unter dem Link oben! Das sogenannte APRS-to-SOTA – Spotting hingegen funktioniert über eine ganz einfache Nachricht, die ihr statt an das Rufzeichen eines anderen Funkamateurs einfach an das Call „SOTA“ schickt – den Syntax der Nachricht, damit daraus auch ein Spot auf SOTAwatch generiert wird, seht ihr im Schnappschuss oben. Bitte beachtet, dass ihr euch einmalig mit Rufzeichen beim Betreiber des APRS-to-SOTA-Gateways anmelden müsst, damit er euer Rufzeichen zur Nutzung freischaltet – eine einfach Mail an stewart.g0lgs(@)gmail.com genügt dafür. Bitte beachtet, dass hier ein I-Gate in Reichweite sein muss, das euer APRS-Paket weiterleitet – andernfalls funktioniert natürlich auch das APRS-to-SOTA-Spotting nicht. APRS-to-SOTA hat übrigens einen eigenen Quittierungsdienst implementiert, und falls euer Spot-Paket nicht von einem „only-RX-Gateway“ empfangen und weitergeleitet wird, sondern von einem Digipeater mit TX-Funktion und Anbindung ans Internet, dann kriegt ihr eine Quittung in Form einer APRS-Message mit „spotted“, sobald euer Spot auf SOTAwatch erschienen ist. Bei unseren letzten SOTA-Aktivitäten im Wallis haben Carine und ich übrigens mit Freude festgestellt, dass nach Jahren der „APRS-Funkstille“ nun auch im Unterwallis und im Oberwallis wieder je ein I-Gate an einem zentralen Standort zur Verfügung steht 🙂

Um den Punkt mit der Übertragungsrate von mickrigen 1200 Bit/s noch einmal aufzugreifen: Ja, APRS ist trotz der verschwindend kleinen Rate eine nach wie vor interessante Funktion für verschiedene Amateurfunk-Anwendungen, und die APRS-Funktionalität ein Feature, das das FT-5DE von YAESU zu einem ganz besonders interessanten Kandidaten macht, wenn’s um die Anschaffung eines neuen Handfunkgerätes geht 🙂 Siehe dazu auch unseren Beitrag Ist mein Handfunkgerät noch up-to-date?