„Draussenfunken“ eröffnet uns Funkamateuren Tür und Tor unser Hobby mit Aktivitäten im Freien zu kombinieren. Viele Funkamateure haben aufgrund von Antennen-Restriktionen nicht die Möglichkeit von zu Hause auf den KW-Bändern QRV zu sein, oder sie sind aufgrund ihres Standorts oder durch den hohen Grundrauschpegel stark eingeschränkt, was ihre Möglichkeiten beim Mitmischen im „DX-Geschäft“ betrifft. Portabel-Diplom-Programme wie SOTA, POTA, WWFF, etc. erfreuen sich deshalb zunehmender Beliebtheit – sie lassen sich mit kleinerem „Hardware-Aufwand“ betreiben, und weil Du für Deine „Chaser“ und „Hunter“ bzw. Jäger ein attraktiver QSO-Partner bist, kommt auch die Funkpraxis und damit der Spass am Funken nicht zu kurz. Vor allem bei den SOTA-Funkern kann eine sogenannte Aktivierung bei entsprechender Gestaltung auch mit mehr oder weniger intensiver sportlicher Ertüchtigung verbunden sein – SOTAler in den Alpenländern verbinden ihre Funk-Aktivitäten immer wieder gerne mit ausgedehnten Bergtouren. Auch für Carine und mich ist SOTA die Gelegenheit unsere beiden grössten Leidenschaften Amateurfunk und Bergwandern miteinander zu kombinieren. Seit 10 Jahren erkunden wir die Schweizer Bergwelt inzwischen nicht bloss mit Bergwanderausrüstung, sondern auch mit Amateurfunkgeräten und ultraleichtem Antennenequipment im Rucksack und erleben dabei sowohl die Schweizer Bergwelt als auch den Amateurfunk immer wieder auf besonders eindrückliche Weise. Vor einigen Jahren haben wir dabei damit begonnen von jeder unserer Touren einen kleinen Bericht mit einigen Highlights der Tour, Informationen zum Equipment, das wir dabei eingesetzt haben, und auch immer wieder mit kleinen Anekdoten gespickt, zu schreiben. Einige dieser Touren möchten wir für euch herauspflücken und sie euch hier als „Tourentipp zur Nachahmung“ präsentieren – heute mit einer schönen Tour über 2 SOTA-Gipfel zwischen dem ausklingenden Winter und dem aufbrechenden Frühling im nordwestlichen Unterwallis …
Les Jumelles HB/VS-235, 2215m (8 Punkte) und Le Grammont HB/VS-103, 2172m (8 Punkte)
Mittendrin statt nur dabei! Ein Tag wie er schöner nicht starten könnte: Die Sonne lacht bereits vom stahlblauen Himmel, als wir um kurz vor 08:00 Uhr in der Früh mit dem Auto von Vouvry nach „Le Flon“ oberhalb von Miex flitzen. Das Auto ist parkiert – es kann losgehen… Es geht grad recht zur Sache im 1. Aufstieg des Tages über rund 350hm ins wunderschöne Bergdörfchen Taney. Das kühle Rivella im kleinen Beizchen haben wir uns jetzt redlich verdient. Unsere Blicke schweifen nach Westen: Gewaltig thronen sie da oben; die 2 Felsbrocken – wie Zwillinge. Und so heißen sie auch: „Les Jumelles“. Und den grösseren der beiden nehmen wir jetzt in Angriff… Lieblich schlängelt er sich am westlichen Dorfausgang links dem Hang entlang bergwärts, der Wanderweg. Wir folgen ihm bis zur Abzweigung „La Combe“ und dann in eben der Richtung weiter… und plötzlich finden wir uns wieder: Mittendrin und nicht nur dabei! Wie in einer anderen Welt und weit weg von jeglicher Zivilisation …durch Karstfelder und märchenhafte Tannenwälder hindurch und immer mit Blick auf den gewaltigen „Grossen Zwilling“. La Combe ist erreicht – jetzt kurz durchschnaufen und ab in den steilen Schlussaufstieg über einen Saumpfad über die Südflanke und schliesslich mit leichtem, luftigen Gekraxel zum Gipfelkreuz unseres ersten Gipfels des Tages… Geschafft! Wir stehen oben auf dem HB/VS-235 und schauen jetzt tief runter ins Tal, von wo wir vor 2 einhalb Stunden noch hier hinauf geblickt hatten. HB9NBGs Clever-Whip-Kit ist ruckzuck aufgebaut, und schon geht’s on-air; zuerst auf 17m, dann auf 20m, und die Signale donnern aus ganz Europa regelrecht herein 🙂 20 Morseverbindungen sind geloggt – Zeit die Segel hier oben zu streichen! Heute müssen wir’s wieder einmal nicht besser können, aber länger 😉 …der OVO-Riegel bringt“s! Und um halb 1 Uhr Mittags geht’s auch schon wieder auf den Abstieg… La Combe ist passiert, und gemütlich geht’s weiter talwärts… noch sind wir uns nicht schlüssig, bzw. wir sind uns nicht ganz einig, ob heute noch ein zweiter Gipfelaufstieg drin liegt!? Schliesslich haben wir schon 1’200 Höhenmeter Aufstieg in den Beinen. Ein Blick in den SOTlas – ich bin mir sicher, Carine weniger 😉 Wir versuchen’s und folgen einem Schotterweg, der mehr oder weniger der Höhenlinie entlang die Ostflanke des „Grossen Zwillings“ traversiert…. hmmm… leider geht er weiter talwärts, und da wollen wir jetzt definitiv doch noch nicht hin! Ein Geisspfad führt vom Weg auf der Höhe vom 1’587m steil die Grasflanke hoch Richtung „Le Grammont“ …ja, es geht ans Eingemachte! Man sammelt sich noch einmal und fokussiert sich… auf das silbrig schimmernde Gipfelkreuz des Grammont, das von Weitem im Sonnenlicht erstrahlt, und dessen Anblick unsere letzten Energiereserven mobilisiert …der Schlussgrat ist erreicht, und der Blick auf den gewaltigen Genfersee verleiht uns schliesslich die Flügel, die’s jetzt definitiv braucht. Geschafft! Wir stehen tatsächlich oben auf dem zweiten Gipfel des Tages, dem „Le Grammont“ HB/VS-103, und der Ausblick raubt uns schier das letzte Bisschen Atem 🙂 HB9NBGs Clever-Whip-Kit ist wiederum ruckzuck aufgebaut, und schon geht’s wieder on-air… Der Wind bläst hier oben empfindlich! Umso schneller möchte man die erforderlichen Verbindungen im Log und die zweite SOTA-Aktivierung des Tages im Sack haben! Es geht schliesslich auch fix mit dem Top-Equipment, und schon nach wenigen Minuten Betrieb sind 11 Morseverbindungen mit ganz Europa bis auf Madeira geloggt. Noch das obligate Gipfel-Fotoshooting beim Kreuz, das uns von Weitem den Weg gewiesen hatte, und schon geht’s ab auf den Abstieg an traumhaft schönen Krokus-Feldern vorbei zurück nach Taney, wo uns vor der Kulisse des wunderschönen Lac de Taney ein kühles Bier und ein feines Plättli erwarten 🙂 Zu unserer eigenen Überraschung sind wir recht früh dran: Es ist erst kurz nach 17 Uhr – früh genug, um auch noch den Schlussabstieg zurück nach „Le Flon“ unter die Füsse zu nehmen… Das war echt eine coole SOTA-Tour!
Die Daten zur Tour (Aktivierungen vom 16.Mai 2025)
22.6km, 1’860 Höhenmeter Aufstieg, 1’870 Höhenmeter Abstieg und 6Std 45min reine Marsch- und Kraxelzeit insgesamt
Die neue Auflage ist da!
SOTA, POTA, WWFF, COTA, etc… Das sind sie; die Betriebsarten, die draussen stattfinden. Hast Du Amateurfunk schon mal im Freien ausprobiert? Viele Funkamateure haben aufgrund ihrer individuellen Wohnsituation nicht die Möglichkeit zu Hause Antennen für den Betrieb auf den Kurzwellen-Bändern aufzubauen. Das Hobby deswegen an den Nagel hängen? Auf keinen Fall! Für uns Bewohner eines Alpenlandes bietet sich der Funkbetrieb von Berggipfeln oder auch schon von Hügeln z.B. im Jura geradezu ideal als Alternative zum Amateurfunkbetrieb zu Hause an. Amateurfunk mit einer Wanderung zu verbinden und dabei mit wenig „Hardware-Aufwand“ und QRP-Equipment QSOs rund um den Globus zu fahren und sogar grossartige DX zu loggen, das macht unglaublich viel Spass Aber wie funktioniert eigentlich SOTA? Gibt’s bei mir in der Nähe sogar einen kleinen SOTA-Gipfel, auf dem ich mal erste Erfahrungen sammeln kann? Was brauche ich dafür? Wie und womit logge ich meine QSOs auf dem SOTA-Gipfel? Carine und ich sind selber seit 10 Jahren als SOTA-Aktivierer auf Tour und haben dabei schon fast 800 SOTA-Gipfel in der Schweizer Bergwelt aktiviert. 2017 haben wir zum ersten Mal unseren Workshop SOTA für Einsteiger durchgeführt und dafür auch ein Dossier mit den Grundlagen zum SOTA-Betrieb verfasst. In den 8 Jahren, die seither vergangen sind, durften Carine und ich dank SOTA unzählige grossartige Bergtouren erleben und dabei Tausende von QSOs in FM, SSB und CW mit allen Kontinenten loggen. Aus allen unseren Erfahrungen haben wir das Essenzielle für euch herausgepickt und präsentieren euch jetzt unser neues, 44-seitiges Werk „SOTA – Das Handbuch“, das euch Step-by-Step erklärt, wie ihr selber erfolgreich und mit viel Spass in die Betriebsart SOTA einsteigt und dabei schon bald eure ersten On-Air-Gipfelerfolge feiert
SOTA – Das Handbuch | SOTA von A-Z auf 44 Seiten in Farbe (Auflage Februar 2025) | CHF 29.90
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Mehr Literatur aus der Funkpraxis ihr unter Funkpraxis – Literatur.