Einstieg in den „Portabel-Funk“ – Unsere Empfehlungen

Das Bild zeigt unser komplettes KW-Portabel-Equipment mit dem KX2 von ELECRAFT für SSB und CW, dem KW-CW-Handy KH1 und mit „HB9NBGs Clever-Whip Kit“ im Hintergrund

Für Carine und mich ist es jeweils ein echt grosses Ereignis, wenn wir einen OM oder eine YL bei seinem bzw. ihrem Einstieg in die faszinierende Welt des „Draussenfunkens“ begleiten dürfen. Ganz besonders für Newcomer in unserem Hobby tut sich da eine riesige neue Welt auf, und es ist nicht immer ganz einfach sich darin zurecht zu finden. Als begeisterte „Portabel-Funker“ sind Carine und ich seit 10 Jahren im SOTA-Betrieb aktiv. Wir haben dabei inzwischen auf fast 800 SOTA-Gipfeln unsere Erfahrungen in der Praxis sammeln dürfen und bei unseren Aktivitäten auch schon unzählige Setups; d.h. Transceiver verschiedener Hersteller und unterschiedliche Antennenlösungen eingesetzt und dabei auch „Erfahrungen unterschiedlicher Qualität“ machen dürfen 😉 Amateurfunk im Freien macht extrem viel Spass, und mit geeignetem Equipment sind dabei durchaus auch DX-Verbindungen rund um den Globus möglich. Die Art und Weise des Betriebs in „portabler Umgebung“ unterscheidet sich in einigen Punkten aber sehr entscheidend vom Amateurfunkbetrieb im heimischen Shack, und damit sind auch die Anforderungen an Equipment, das im Portabel-Betrieb zum Einsatz kommt ganz andere als etwa an einen Transceiver für den Stationären Betrieb. So gestalten wir unsere individuelle Beratung von Neueinsteigern ins „Draussenfunken“ jeweils auch gestützt auf unsere eigenen Erfahrungen – unsere Portabel-Newcomer steigen mit den Setups, die sie bei uns kaufen, „straight ahead“ mit Freude und Erfolg ins neue Betätigungsfeld ein 🙂 Natürlich ist es menschlich, dass man auch unsere Beratung hinterfragt und sich über die grenzenlosen Quellen on- oder offline eine „Zweitmeinung“ einholt. Trifft der Newcomer dabei auf einen OM oder auf eine YL, die selber im Portabel-Funk unterwegs ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Du als Neueinsteiger in Deiner Absicht, Dich mit einem Setup von uns ins Portabel-Geschehen zu stürzen, bekräftigt wirst. Selten kommt es vor, dass ein Neueinsteiger bei seinen Recherchen zu einem ganz anderen Schluss kommt, als wir es ihm empfohlen haben – kürzlich war das der Fall, und ich habe dem angehenden Draussenfunker noch einmal im Detail erläutern dürfen, warum es Sinn macht seinen Entschluss, sich für ein ganz anderes Setup zu entscheiden, doch noch einmal zu überdenken. Ich füge hier nachfolgend meine E-Mail-Antwort ein – ich denke, sie kann eine gute Orientierungshilfe auch für andere OMs und YLs sein, die ebenfalls vor der Anschaffung ihres ersten Portabel-Setups stehen. Zur Diskussion stand für den OM u.a. die Anschaffung eines IC-705 statt einer Lösung von ELECRAFT in Kombination mit einem herkömmlichen 2m/70cm-Handy.

ICOM hatte tatsächlich mit dem IC-705 ganz kurz für Furore gesorgt, als sie den TRX vor 5 Jahren lanciert hatten. Der Hersteller hatte ja den IC-705 als neue Referenz für Portablen Betrieb angekündigt, und die «Portabel-Gemeinde» war entsprechend gespannt auf den Transceiver. Wir hatten ganz am Anfang schliesslich auch einige wenige IC-705 verkauft, bevor schon wenige Monate nach der Markteinführung ist die Nachfrage deutlich gesunken war, und inzwischen wollte seit mehr als 3 Jahren niemand mehr einen IC-705 von uns haben. Dafür erhalten wir immer wieder Bestellungen für den KX2 von IC-705-Käufern, die halt an ihrem ICOM schon wesentliche Ausstattungsmerkmale vermissen.

Ich möchte hier nicht zu «tiefgründig» werden mit meinen Ausführungen, aber aus meiner Erfahrung wirst Du mit dem IC-705 im Portabelbetrieb nicht wirklich glücklich werden – nun, warum?

  • Das «Haupt-Manko» des IC-705 ist der fehlende ATU. Das setzt voraus, dass Du ausschliesslich mit resonanten Antennen arbeitest und schränkt Dich in der Praxis doch massiv ein. Beispielsweise verschiebt sich bei verkürzten Antennen, die grundsätzlich in Resonanz arbeiten und für den Betrieb damit zumindest theoretisch keinen Tuner benötigen, die Resonanz halt im praktischen Betrieb durch Umgebungseinflüsse doch, und das SWR steigt aufgrund der Schmalbandigkeit aller verkürzten Antennen ausserhalb der Resonanz schon sehr steilflankig an.
  • Der IC-705 liefert mit dem internen Akku lediglich 5W Sendeleistung, also die Hälfte des KX2; das entscheidet in der Praxis schon darüber, ob ein QSO dann mal zustande kommt oder eben nicht. Möchte ich 10W aus dem IC-705 kriegen, benötige ich eine externe Stromversorgung.
  • Der IC-705 kann zwar 2m und 70cm – jedoch nur in FM und in D-STAR. Während D-STAR in Japan noch immer weit verbreitet ist,  ist die Betriebsart in Europa so gut wie tot; die Vereine, die heute noch reine D-STAR-Repeater in Betrieb haben, kommunizieren offen, dass sie diese Zugänge «sterben lassen» werden, wenn die Hardware aussteigt. Mit dem in Europa weit verbreiteten und sehr fleissig genutzten C4FM mit Wires-X (Ausstattung des FT-5D) ist D-STAR nicht kompatibel, und deshalb ist dieses Ausstattungsmerkmal des IC-705 in der Praxis in Europa eigentlich wertlos.

Das IC-705 als «neuzeitlicher in der Technik» zu beschreiben ist auch deshalb doch eine etwas heikle Aussage. Es ist unbestritten, dass die Wasserfallanzeige im ICOM schon schön aussieht. Aber wofür nutzt sie ein «Portabel-Funker»? Wie Du sicher schon gelesen hast, gibt es sehr viele verschiedene «Draussenfunker-Programme» – ich hatte das mal in zwei Newsbeiträgen erwähnt:

Als «Portabel-Funker» bist Du in den verschiedenen Programmen immer der «Gejagte». Mit der kleinen Leistung hast Du – unabhängig davon, welchen TRX Du verwendest – grundsätzlich schlechte Karten, wenn Du einer (vielleicht sogar begehrten) Station antwortest – Du bist einfach in Konkurrenz mit «grossen» Stationen zu leise. In der Praxis suchst Du Dir deshalb im Portabel-Betrieb eine freie Frequenz und rufst da CQ – suchen nach Signalen im Spektrum tust Du grundsätzlich nicht. Wir haben zum Thema SOTA übrigens soeben unser Handbuch einer kompletten Überarbeitung unterzogen: SOTA – Mit unserem neuen Handbuch zum Gipfelerfolg – Lutz Electronics, Schweiz

Wohl auch eher ein vermeintlicher Pluspunkt des IC-705 ist seine eingebaute 2m/70cm-Funktionalität. Unabhängig davon, dass der ICOM halt statt des in Europa genutzten C4FM „nur“ D-STAR kann, schränkt Dich die 2m/70cm- und KW-Funktion in einem einzigen Gerät eher ein, als dass sie Dir nutzt. Warum? Du kannst nicht beides gleichzeitig, sondern nur entweder – oder. In der Praxis lässt Du aber 2m oftmals im Hintergrund auf der 2m-Anruffrequenz 145.500 in FM laufen, während Du auf den KW-Bändern aktiv bist, damit Du keine allfälligen anderen „CQ SOTA-Rufer“ auf 2m verpasst. Du hast gehört, dass «Die Batterieleistung beim YAESU-Handfunkgerät nicht optimal ist» – auch das ist eine relative Aussage: Carine und ich haben ja beide immer auch ein YAESU-Handfunkgerät im Rucksack auf unseren Wanderungen. Dabei ist der Akku so gut wie nie «leer» am Abend; d.h. mit einer Akkuladung bist Du mit dem FT-5D sicher 8 Stunden QRV – auch wenn Du zwischendurch QSOs auf 2m damit führst. Natürlich gibt es auch von YAESU Handfunkgeräte, die deutlich weniger Strom verbrauchen als das FT-5D, und Du damit vielleicht 24 Stunden oder länger QRV sein kannst ohne sie nachzuladen. Der Knackpunkt ist dabei halt die Ausstattung bzw. der Funktionsumfang des Gerätes. Allenfalls bis Du in einer Diskussion an einen «ICOM-Jünger» geraten 😉 Die Spezies ist bedingungslos überzeugt von jedem ICOM-Gerät und auch bedingungsloser «Gegner» jedes Gerätes, dessen Front nicht der Schriftzug «ICOM» ziert – eigene Erfahrungen aus der Praxis, die ihre bedingungslose Liebe zu ICOM mit Fakten stützen, können viele dieser OMs und YLs nicht – vor allem nicht in Bezug aufs „Draussenfunken“ – vorweisen. Ich würde (aus der Sicht eines wirklich sehr aktiven «Portabel-Funkers») die Hände auch weg halten z.B. von einem Handfunkgerät von ICOM wie dem ID-52. Der Grund ist derselbe wie beim IC-705: Alle ICOM-Geräte bieten «nur» D-STAR, das Du in der Praxis in Europa wohl kaum einmal verwenden kannst oder wirst, und sie bieten wichtige Funktionen wie APRS oder eben die moderne Digitale Betriebsart C4FM mit Wires-X nicht. Schon deshalb ist die Aussage z.B. das IC-705 als «neuzeitlicher» zu bezeichnen als etwa einen KX2 oder auch als die bessere Wahl als z.B. ein FT-5D eher heikel, denn D-STAR wurde 1999 lanciert und wird noch in den aktuellen Geräten weitgehend in der grundlegend gleichen Art verwendet.

Uns ist es sehr wichtig, dass Du ganz besonders als «Newcomer» beim Einstieg in Dein neues, facettenreiches und faszinierendes Hobby nicht gradaus «ins Verderben» rennst. Carine und ich sind ja selber sehr aktive Funkamateure, und unsere Empfehlungen für Produkte und Setups stützen sich auf unsere ganz persönlichen Erfahrungen. Mit den Geräten und Setups, die Du bei uns kaufst, sollst Du mit Schwung, Spass und Erfolg ins Hobby einsteigen können 🙂 Um allen Neueinsteigern eine kleine Orientierungshilfe zu geben und auf einige relevante Punkte aus der Praxis aufmerksam zu machen, habe ich vor ein paar Wochen eine separate Seite mit unseren ganz persönlichen Empfehlungen aufgeschaltet: SOTA – Unsere Setups – Lutz Electronics, Schweiz

Als ICOM den IC-705 vor 5 Jahren auf den Markt gebracht hatte, hatten wir auch ein kleines Vergleichsvideo – wiederum aus der Sicht des «Portabel-Funkers» und Anwenders in der Praxis – gebracht. Das Video hatte natürlich einigen der oben erwähnten «ICOM-Jünger» schon sauer aufgestossen 😉 Aber ich bleibe auch 5 Jahre später dabei: ICOM hat hier ein «Portabel-Gerät» gebracht, das für «Portabel-Betrieb» nicht wirklich tauglich ist.

Hast Du übrigens unser neustes SOTA-Video schon gesehen, wo ich mit dem KX2 und aufgesteckter Teleskopantenne ein QSO mit ZL1BYZ in Neuseeland führe?

Die Nachfrage nach den auf Portabelbetrieb ausgerichteten Setups ist bei uns dauerhaft riesengross, und wir haben – ganz ehrlich – noch nie ein negatives Feedback dazu erhalten; noch nie hat ein Kunde bereut, dass er sich bei der Anschaffung von Portabel-Equipment auf unsere Empfehlung verlassen hat. Das soll aber nicht heissen, dass Du Dir dazu nicht Deine eigenen Gedanken machen sollst. Aber als ich Dein Feedback gelesen habe, habe ich zu Carine gesagt «ojeojeoje, das kann ich so einfach nicht unkommentiert zur Kenntnis nehmen und den lieben Newcomer ohne die wichtigen Infos aus der Praxis einfach ins Messer laufen lassen».

Wir wünschen Dir aber einen fulminanten Start in Dein grossartiges neues Hobby – mit welchem Equipment auch immer – und wenn Du dabei doch gerne von unseren persönlichen Erfahrungen profitieren möchtest, dann weisst Du ja, wo Du uns findest 🙂

Du spielst selber mit dem Gedanken in die faszinierende Welt des Portabel-Funks einzusteigen? Dann melde Dich bitte ungeniert bei uns – wir haben ganz bestimmt sowohl das richtige Equipment dafür als auch einige Tipps und Tricks für Dich auf Lager, damit Du selber schon bald mit Elan und viel Spass in den Portabelbetrieb einsteigen kannst 🙂

vy 73 de René, HB9NBG + 73/88 de Carine, HB9FZC