Wie für viele andere Funkamateure und insbesondere für die Berggänger unter ihnen ist auch für Carine und mich der Blick in die Wetterprognosen ein alltägliches Ritual. Die Meteo-Seite des SRF liefert neben den eigentlichen Wetterprognosen immer auch viele interessante Informationen rund ums Wetter, und wie es sich in den verschiedenen Regionen unseres Landes präsentiert. In der Unterrubrik „Die Top 3“ prämiert das SRF Meteo-Team jeweils täglich die 3 schönsten „SRF Augenzeugen – Fotos“. Vor einigen Wochen ist mir hier ein Schnappschuss eines Berggrates mit einem beeindruckenden Ausblick aufgefallen – am unteren Bildrand konnte ich „Blick vom Augstmatthorn“ lesen. So wie sich die Sicht präsentierte, musste es sich um einen SOTA-Gipfel handeln, und umgehend wurde die SOTA-Datenbank konsultiert 🙂 . Das Such-Resultat bestätigte meine Vermutung, und schon war der Gedanke „geboren“, das nächste sonnige Wochenende für eine SOTA-Aktivierung in der Region des Brienzergrates zu nutzen.
SOTA? Die Bezeichnung mag einigen unter den Lesern unseres Blogs etwas fremd anmuten. SOTA ist das Betätigungsfeld im Hobby des lizenzierten Funkamateurs, das für viele, die Amateurfunk betreiben, zu den begeisterndsten „Stossrichtungen“ der faszinierenden Freizeitbeschäftigung zählt. SOTA steht für Summits On The Air. Erfahren Sie mehr zur Betriebsart in unserer Rubrik SOTA.
Während Carine (HB9FZC) und ich (HB9NBG) in den Sommerferienwochen SOTA-Aktivierungen oftmals in unsere mehrtägigen Bergwander- und Hüttentouren „einflechten“, beschränken sich unsere Aufenthalte in den Bergen – schon alleine aufgrund der merklich kürzeren Tage – in den Herbstmonaten auf ein- bis maximal dreitägige Trips. Für solche Abenteuer gilt es sich entsprechend vorzubereiten, sollen die beeindruckenden Ausblicke dabei denn möglichst zahlreich sein und sich auch mit einer grossen Punktzahl in den SOTA-Activator-Results niederschlagen 😉 . Nach etwas genauerem Studium der SOTA-Gipfel auf dem und um den Brienzergrad und der Konsultation der hikr.org stand sowohl unser Ausgangspunkt als auch zumindest „das Programm“ für den ersten Bergwander- und SOTA-Aktivierungstag fest: Das bekannte Kemmeribodenbad bietet ein Ambiente, eine „swissness“ und eine zuvorkommende und freundliche Bedienung, wie sie Carine und ich bis anhin noch nicht erlebt hatten 🙂 . Der Kemmeriboden ist dabei ein idealer Ausgangspunkt für verschiedene, grossartige Bergtouren und liegt inmitten zahlreicher SOTA-Gipfel – einem beeindruckenden, erfolgreichen und rundum gelungenen, verlängerten „Allerheiligen-SOTA-Wochenende“ stand also nichts mehr im Weg 🙂 .
Doppelaktivierung HB/BE-137 + HB/BE-140 als Startschuss
Nach dem äusserst interessanten und lehrreichen Seminar zum Thema HAMNET beim DARC in Baunatal, an dem Carine und ich am 28. und 29.10. teilgenommen hatten, haben wir uns am Ende der Veranstaltung am Freitagabend entschlossen, die rund 550km nach Hause gleich „an einem Riemen durchzuziehen“. So konnten wir die Nacht zum Sonntag zu Hause verbringen und am 30.Oktober gleich nach dem Frühstück in den Kemmeriboden zum Ausgangspunkt unseres 3-Tages-SOTA-Trips fahren. Der Empfang im Hotel war herzlich und das Zimmer glich einer Wohlfühloase 🙂 . Auf unserem ersten „Tagesprogramm“ stand die kleine alpine Bergwanderung vom Parkplatz „Oberhubel“ zur Allgäulücke und weiter über das kleine und das grosse Schnierenhörnli (HB/BE-137) und das Gummhorn (HB/BE-140) und weiter dem schmalen Berggrat entlang und schliesslich beim „Schönbühl“ talwärts zurück zum Parkplatz.
Im Gegensatz zu den Tagen, an denen sich die Zahl der aktiven Funkamateure auf den Bändern beinahe an den Fingern einer Hand abzählen lässt, war an dem Sonntag im 20m-Band kaum mehr eine „Lücke“ zu finden, die Platz für den eigenen CQ-Ruf liess. Es war Kontestwochenende, und so entschlossen wir uns lediglich auf CQ-Rufe der Konteststationen zu antworten und haben bei der Aktivierung des Schnierenhörnlis auf eigenes CQ-Rufen verzichtet. Mit unserem „SOTA-Päckli“ – bestehend aus dem ultrakompakten KX-2 von ELECRAFT und dem „All-inclusive-Portable-Antennakit“ – war die für die erfolgreiche Aktivierung des Gipfels erforderliche Anzahl QSO’s recht fix getätigt und der zweite Gipfel, das Gummhorn, konnte in Angriff genommen werden. Nach einem kurzen Abstieg auf dem teils relativ schmalen Grat und dem anschliessenden steilen Schlussaufstieg erreichten wir rund 45 Minuten später den Gipfel des Gummhorns. Es war Sonntag, das Wetter und die Fernsicht waren ausgezeichnet, und so würden wohl auch andere OM’s und YL’s im Freien unterwegs und allenfalls mit ihren Handfunkgeräten QRV sein. Unser „CQ SOTA“ auf 145.500 MHz liess deshalb nicht lange auf Antwort warten, und so konnte das Gummhorn sogar in FM mit dem FT-2DE aktiviert werden 🙂 . Kommen Sie in der folgenden Foto-Slideshow mit auf den ersten Aktivierungstag unseres „Kemmeriboden-SOTA-Weekends“….
Die SOTAmaps haben einen klitzekleinen Nachteil: Wählt man beispielsweise als Association „HB – Switzerland“ und danach die Region „HB/BE“, dann werden auf der Online-Karte effektiv nur Gipfel des Kantons BE angezeigt. Der Kemmeriboden liegt im Grenzgebiet Emmental/Entlebuch, und die Gipfel rund um unseren Ausgangspunkt lagen so in den Kantonen BE und LU. Bei den Vorbereitungen auf unser Vorhaben hatte ich diese Gegebenheit nicht realisiert und mich deshalb ausschliesslich auf Gipfel im Kanton BE konzentriert.
Ursprünglich war es geplant, dass wir an einem der 3 Tage das Augstmatthorn ersteigen und aktivieren, also den Gipfel, dessen Bild bei SRF Meteo der eigentliche Grund dafür war, dass wir uns für unsere Aktivität die Region rund um den Kemmeriboden ausgesucht hatten. Beim Blick vom Gummhorn in Richtung Norden am ersten Tag fielen uns die markanten Zacken im Schrattenflueh-Massiv gegenüber auf. Warum nur waren sie bei unserem Blick in die SOTAmaps nicht zu sehen? Die Antwort ist simpel: grosse Teile des Gebirgsmassivs befinden sich auf dem Gebiet des Kanton LU.
Ein „Abstecher“ in den Kanton LU brachte am 2.Tag weitere 8 SOTA-Punkte
Die Wanderkarte „Hohgant“ beinhaltet auch grosse Teile der Schrattenflueh, darunter auch den Hengst, HB/LU-020 und den weiter ostwärts gelegenen Hächle, HB/LU-003. Beim genaueren Studium der Wanderwegführung wurde klar, dass der Hengst in einer prachtvollen Tages-Rundwanderung vom Kemmeribodenbad zu „schaffen“ sein sollte. Zählt man die Abschnittszeiten nach Angaben auf Wanderwegweisern und Karte zusammen, kommt man auf rund 6Std 30min Marschzeit. Rechnet man die Aktivierung auf dem Gipfel und die Mittagsrast mit ein, dann ist das bei unserem Marschtempo auch an einem merklich kürzeren Herbsttag machbar 🙂 . Den Hächle haben wir uns für eine weitere Aktivität „aufgehoben“. Er könnte allenfalls gut in einer Zweitages-Rundtour mit dem Brienzer Rothorn und dem Tannhorn kombiniert werden.
Beim Start im Kemmeribodenbad um 9 Uhr morgens war es mit rund 3°C relativ kühl und der Boden war noch gefroren. Rasch gewannen wir über den breiten Kiesweg in Richtung Schneebärgli an Höhe, und bald wärmten uns die Sonnenstrahlen des goldenen Herbsttages derart auf, dass wir uns unserer Jacken entledigen mussten und den weiteren Aufstieg im T-Shirt vollzogen. Am Punkt, an dem sich der Wanderweg verzweigte, nahmen wir die weiss-blaue Alpin-Variante in Richtung Schibengütsch. Nach steilen Hangpassagen und über eine fix installierte Leiter, die in einer Höhle senkrecht den Fels hinauf führte, erreichten wir eine Stunde früher, als es der Wegweiser unten im Tal voraussagt, den Schibengütsch und genossen die traumhafte Rundumsicht – unter anderem auf den Brienzergrat, den wir gestern erstiegen hatten – bei einem feinen Mittagessen aus dem Rucksack.
Gestärkt erreichten wir nach einem erneuten 1-stündigen Marsch der Südflanke entlang den Hengst auf 2’097m. Auf dem Gipfel wurden wir von einer rund 20 Mann/Frau starken „Truppe“ der Pro Senectute Region Affoltern am Albis empfangen – Hut ab vor der Leistung 🙂 . Gespannt haben die Leute unsere Funkaktivitäten verfolgt, und dem einen oder anderen war „Amateurfunk“ sogar ein Begriff. Wir haben uns bei der Aktivierung des HB/LU-020 für „Mischbetrieb“ auf 2m und auf 20m entschieden: während ich unseren KX-2 auf KW CQ rufen liess, suchte Carine QSO-Partner auf 145.500 in FM – herzlichen Dank an dieser Stelle an Thomas HB9FXU, der uns auf unseren SOTA-Missionen immer wieder zu wertvollen Punkten verhilft 🙂 .
Der Kontest vom Wochenende war vorbei und entsprechend die Aktivität auf den Bändern sehr gering. Carine und ich reichten uns das Mic des KX-2 bzw. das FT-2DE gegenseitig hin und her, und so gelang es uns beiden – zeitweise etwas gestresst 😉 – auch den „Hengst“ erfolgreich zu aktivieren und konnten so auf unseren Konti je weitere 8 SOTA-Punkte verbuchen 🙂 . Die folgende Foto-Slideshow lässt unseren zweiten SOTA-Tag rund um den Kemmeriboden in einigen Impressionen noch einmal Revue passieren….
Der Furggengütsch – Endspurt und gleichzeitig Krönung
Nachdem SRF Meteo auch für Allerheiligen einen weiteren, goldenen Herbsttag prognostiziert hatte, haben wir uns zum Abschluss unseres verlängerten Kemmeriboden-SOTA-Weekends die Ersteigung und Aktivierung des Furggengütsch, HB/BE-131 vorgenommen.
Wir wussten, dass wir den Tag mit unserem Vorhaben quasi bis zur letzten Minute „ausreizen“ würden und sind deshalb erneut bereits um 9 Uhr im Tal gestartet. Der Wind hatte über Nacht auf West gedreht, und so wehte uns zu Beginn ein kühler Zug aus Westen entgegen. Das Frösteln hielt allerdings nicht lange an: nach einem kurzen steilen Anstieg über einen alten Römerweg erreichten wir den Schärpfenberg und von hier erstrahlte der angenehme Bergweg in Richtung Hohgant in hellstem Sonnenschein 🙂 . Wir waren an diesem Tag nicht die Einzigen, die sich den Hohgant als Ziel vorgenommen hatten; der Berg scheint ein sehr beliebtes Wanderziel zu sein.
Nach rund 900 Höhenmetern Aufstieg verzweigte sich der Pfad. Nur wenige Wanderer bogen hier – wie wir – nach rechts ab. Die meisten nahmen direkt den Weg nach links zum „Hohgant – Steinig Matte“. Für den wandernden Funkamateur ist allerdings der Pfad nach rechts der interessantere: nach weiteren ca. 30 Marschminuten erreicht man hier den „Furggengütsch“, der mit seinen 2’197m Höhe den SOTA-Gipfel mit der Referenz HB/BE-131 darstellt. Der Gipfel ist allerdings eher ein Hochplateau und bietet viel Platz für wirkungsvolle Antennensysteme. Es ist immer wieder amusant, welche Blicke anderer Berggänger man auf sich zieht, wenn man mit dem Aufbau der Station beginnt 🙂 . Wir kamen ins Gespräch mit zwei jüngeren Berggängern, die den Furggengütsch über den Ostgrad erstiegen hatten. Sie kannten das Hobby des Funkamateurs gar nicht, zeigten sich aber sehr interessiert daran, was der SOTA-Activator so treibt 🙂 . Die Aktivierung ging mit dem KX-2 wieder recht flott von Statten, und so konnten wir den Abstieg um ca. 14.30 Uhr in Angriff nehmen. Das war auch nötig, denn – so wunderschön die bevorstehende Route sich präsentierte – es sollten weitere 3 Stunden verstreichen, bis wir glücklich und zufrieden über eine weitere 8-Punkte-Aktivierung unseren Ausgangspunkt am Parkplatz „Schönisei“ erreichten.
Kommen Sie auch mit auf unseren 3.Tag – hier einige Impressionen…
Das waren sie also: Unsere 3 Tage im Gebiet rund um das Kemmeribodenbad.
3 wunderschöne Bergtouren und atemberaubende Ausblicke. Dazu 32 SOTA-Punkte in drei Tagen – was will ein wandernder Funkamateur mehr 🙂 .
….bis zur nächsten Tour, oder vielleicht mal auf einer QRG…..
Mit den besten 73’s von zwei begeisterten bergwandernden Funkamateuren
René, HB9NBG + Carine, HB9FZC